Das Leben der Superreichen und Milliardäre

Eine Traum-Wohnung für 70 Millionen Pfund in bester Lage in London. Eine Villa für 12 Millionen in Beverly Hills. Jährlich 116.000 Pfund für Handtaschen. 48.000 Pfund für den Besuch des Wimbledon-Turniers und der Pferderennen von Ascot. 1 Million Pfund pro Jahr für Kleidung (darunter 83.000 Pfund für Cocktailkleider). Ein Paris-Aufenthalt im Oktober für 247.000 Pfund. Vier Flakons Gesichtscreme für 9.400 Pfund. Oder 200.000 Dollar für 30 Hochzeitskleider vom Star-Designer. Das sind „normale Ausgaben“ für Superreiche, wie der Enthüllungsjournalist Oliver Bullough in seinem Buch „Land des Geldes“ (auf Englisch „Moneyland“) berichtet. Dem Otto-Normalverbraucher wird schwindelig bei diesen Summen.

Eigentlich geht es im Buch „Land des Geldes“ bzw. „Moneyland“ eher um die teils kriminelle Herkunft des Geldes und wie die Superreichen es über komplizierte Firmenkonstrukte in diversen Steueroasen wie St. Kitts, Nevis, den Kaiman-Inseln, Panama, Malta oder Zypern verstecken und vor dem rechtmäßigen Zugriff des Staates und damit der Steuerzahler schützen. Gleiches gilt für Steuerparadiese in den US-Bundesstaaten Delaware, Nevada, Wyoming und South Dakota. Es beginnt in besonders korrupten Staaten wie der Ukraine, wo Minister und Oligarchen dem Land 100 Milliarden gestohlen haben, in Russland, wo nach Schätzungen die Hälfte der gesamten Steuern illegal in die Taschen der Oligarchen und Minister geflossen sein sollen oder in Nigeria, wo ein Minister allein 800 Millionen Dollar auf sein persönliches Schweizer Bankkonto überwiesen hatte.

Die Kleptokraten bereichern sich am Staat. Der Leidtragende ist der Steuerzahler bzw. normale Bürger. In einem Land wie Nigeria, in dem der Durchschnittslohn bei gerade einmal 100 Euro im Monat liegt, wird dieses Geld dringend gebraucht für Straßen, Schulen, Krankenhäuser, Kanalisation und Co. In der Ukraine ist wegen dieser Kleptokraten das angeblich kostenlose Gesundheitssystem eine Farce. Tatsächlich müssen die Patienten den Ärzten hunderte und tausende Dollar für eine Behandlung zahlen, weil diese nicht genug Geld vom Staat erhalten. Der korrupte Staat wiederum verteilt die Gelder lieber in die Taschen von korrupten Auftragnehmern und Ministern als dorthin, wo es allen Bürgern nützt.

Dem Durchschnittsverdiener wird schlecht bei diesen Zahlen und diesen kriminellen Machenschaften. Es wird einem auch deshalb schlecht, weil man weiß, dass der extreme Reichtum der hundertfachen Millionäre und Milliardäre selbst in Deutschland verbreitet ist. 1 Prozent der Deutschen besitzen 35 Prozent des gesamten Vermögens laut letzten Erhebungen. Das ist nicht hinnehmbar und ein absolutes Armutszeugnis für die Politik in einer entwickelten Demokratie, in der laut Grundgesetz alle Menschen gleich sein sollen. Während die Superreichen in den USA über Lobbyisten und Wahlkampfspenden starken Einfluss auf die Gesetze nehmen, sollte dies in Deutschland nicht möglich sein. Offenbar lassen sich Politiker und Minister auch hier kaufen.

Milliardäre und Superreiche enteignen

Die einzig sinnvolle Maßnahme gegen diese extreme Form von sozialer Ungleichheit wäre eine konsequente Enteignung der Superreichen. Der Staat sollte die Immobilien, Unternehmensanteile und andere Anlageklassen vollständig und entschädigungslos bis auf einen Restbetrag von 10 Millionen Euro enteignen. Wenn die Parteien und die Regierungen dies nicht tun, tolerieren sie den extremen Reichtum nicht nur, sie fördern ihn.

Wo Immobilien auf den Namen von Briefkastenfirmen laufen, sollten diese direkt zum Wohl des Volkes enteignet werden. Der Eigentumserwerb, Besitz und jegliche Transaktion durch Briefkastenfirmen aus Steueroasen sollte generell verboten werden. Die Verantwortlichen in europäischen und amerikanischen Banken sollten mit Haftstrafen belegt werden, wenn es sich beim Kontoinhaber um ein Unternehmen aus einer Steueroase handelt. Banken, die Geschäfte mit Firmen auf der Isle of Man, den Kaiman-Inseln und anderen Steueroasen betreiben wollen, sollten kein Konto mehr bei der EZB oder Federal Reserve bekommen, folglich also nicht mehr in Euro oder Dollar handeln können. Die internationalen Banken würden das Geschäft mit Offshore-Unternehmen sofort einstellen.

Extremer Reichtum ist unsozial.

Die Gerechtigkeit erfordert diese Maßnahmen. Extremer Reichtum kann nicht akzeptiert werden, unter keinen Umständen. Denn mit welchem Recht besitzen einige Wenige alles und der Rest im Vergleich nichts? Dieser extreme Reichtum ist unsozial und verdient keine Anerkennung, sondern Gegenwehr. Es erfordert Mut und Entschlossenheit durch Regierende, Parteien und das konsequente Engagement der Bürger, die die genannten Maßnahmen immer wieder lautstark bei den gewählten Abgeordneten und Ministern einfordern müssen.

Was der Staat mit dem Geld anfangen soll, sollten allein die Bürger in direkten Volksabstimmungen bestimmen. Warum nicht jedem Bürger einen Einmalbetrag in Höhe von 100.000 Euro auszahlen, um die Wirtschaft anzukurbeln, wie es u.a. der angesehene Wirtschaftswissenschaftler Atkinson in ähnlicher Form gefordert hat? Das Geld wäre, zumindest in Deutschland, besser in den Taschen des Steuerzahlers als im bereits aufgeblähten Staatshaushalt aufgehoben. In korrupten Ländern wie der Ukraine freilich könnte dies ähnlich gut investiert sein, wenn nicht korrupte Beamte, sondern der Bürger über dieses Geld verfügt. Letztlich kommt es jedoch auch hier auf den Mut der Bürger an, immer wieder Veränderungen im politischen System und den Kampf gegen Korruption und Steuerhinterziehung einzufordern.

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